Teilzeit unter der Lupe: Was steckt wirklich dahinter?
Räumen wir mit Vorurteilen zur Teilzeitarbeit auf – und zeigen, was Teilzeitkräfte wirklich erleben!
Das Wichtigste in Kürze:
- Produktivität ist gestiegen – wir leisten heute in weniger Stunden mehr als früher
- Arbeitszeitverkürzung bedeutet mehr Gesundheit und Lebensqualität
- Überstunden sind oft ungesund – ihr Rückgang ist kein Nachteil
- Teilzeit wird häufig nicht freiwillig gewählt – das Problem liegt im System
Statt acht oder mehr Stunden im Büro oder in der Werkstatt verbringst du weniger Zeit im Job – und bekommst trotzdem den vollen Lohn. Du bist konzentrierter, gesünder, zufriedener. Unrealistisch? Ganz und gar nicht. Wir können es uns leisten, weniger zu arbeiten. Und wir alle würden davon profitieren – du, deine Kollegen, Kolleginnen und die Gesellschaft. Wir haben die gängigsten Mythen rund um Teilzeitarbeit unter die Lupe genommen.
Mythos 1: „Teilzeitkräfte sind faul."
Falsch.
Viele arbeiten Teilzeit, weil sie keine andere Wahl haben – etwa wegen fehlender Kinderbetreuung, Pflegeverpflichtungen oder gesundheitlicher Einschränkungen. Außerdem: Teilzeit heißt nicht automatisch weniger Einsatz, sondern oft doppelte Belastung durch Beruf und unbezahlte Sorgearbeit.
Mythos 2: „Teilzeit ist schlecht für die Wirtschaft."
Falsch.
Jede Arbeitsstunde zählt. Wenn Menschen Teilzeit arbeiten, leisten sie einen wichtigen Beitrag – vor allem in Bereichen wie Handel, Pflege oder Bildung. Ohne Teilzeit würde es viele dieser Jobs gar nicht geben.
Mythos 3: „Teilzeitkräfte zahlen keine Steuern."
Falsch.
Das Steuersystem betrifft alle – ob Teilzeit, Vollzeit oder selbstständig. Wer mehr verdient, zahlt mehr – weil das gerecht ist. Aber es ist nicht der richtige Hebel, um die Arbeitszeit zu erhöhen: Drei von vier Teilzeitbeschäftigten arbeiten nicht freiwillig weniger.
Auch Teilzeitkräfte leisten ihren Beitrag und zahlen – je nach Einkommen – Steuern und Sozialabgaben.
Mythos 4: „Teilzeit ist ein Frauenthema."
Teilweise falsch.
Ja, der Großteil der Teilzeitbeschäftigten sind Frauen. Aber nicht, weil sie das so wollen, sondern weil sie oft die Hauptverantwortung für Kinder oder pflegebedürftige Angehörige tragen. Teilzeit ist also auch eine Frage der Gleichstellung. Und: Der Anteil von Männern in Teilzeit steigt ebenfalls.
Mythos 5: „Teilzeit ist ein Auslaufmodell."
Ganz im Gegenteil.
Flexible Arbeitszeitmodelle werden immer wichtiger, um Beruf und Privatleben zu vereinbaren. In einer modernen Arbeitswelt brauchen wir mehr Modelle, die es Menschen ermöglichen, so zu arbeiten, wie es zu ihrem Leben passt.
Fazit: Weniger Arbeitszeit – mehr Gerechtigkeit, mehr Leben
Erst wenn all diese Voraussetzungen erfüllt sind und echte Teilzeitoptionen bestehen, sollten Arbeitnehmer:innen frei entscheiden können, ob sie dieses Modell wählen möchten – ganz ohne Bevormundung durch Wirtschaft oder Politik.
Außerdem: Eine kluge Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich ist machbar, gesund und gerecht. Teilzeit ist Teil der Lösung – nicht das Problem. Statt über Steuern zu streiten, müssen wir echte Möglichkeiten schaffen: für faire Arbeitsbedingungen, gute Betreuung und mehr Zeitsouveränität.
Erzähl uns deine Geschichte!
Du bist Teilzeitbeschäftigte/r, würdest aber gerne mehr arbeiten?
Oft geht das nicht, weil Kinder betreut oder Angehörige versorgt werden müssen oder weil es keine Vollzeitjobs gibt.
So wie dir geht es vielen Menschen in Österreich – wir wollen eure Erfahrungen sichtbar machen.
Schreib uns ein E-Mail an teilzeit@oegb.at oder benutze das Formular für eine anonyme Nachricht.