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Am 12. April 2025 feierte die Österreichische Gewerkschaftsjugend 80 Jahre ÖGB und ÖGJ Yunier_cobas

Das war 2025

2025: Ein Jahr zwischen Krisenmodus und Meilensteinen 

Ein Rückblick auf Erfolge, harte Verhandlungen und ein Ausblick was noch zu tun ist

Der ÖGB-Jahresrückblick 

Das Jahr 2025 war für Österreichs Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eine Achterbahnfahrt. Während die Wirtschaft stotterte und die Politik sich neu sortierte, erkämpften die Gewerkschaften im Hintergrund Reformen, die ab 2026 spürbare Erleichterungen bringen werden. Von Gewaltschutz über Lohntransparenz bis Hitzeschutz.

Zwischen den Verhandlungen, Kundgebungen, Protesten und Streiks wurde aber auch gefeiert. Das 80-jährigen Bestehen des ÖGB wurde mit Festveranstaltungen, Ausstellungen und Publikationen gewürdigt.

Sozialministerin Korinna Schumann beim GPA-Bundesforum Edgar Ketzer, GPA

Budgetsanierung

Das Jahr begann politisch turbulent und endete mit Weichenstellungen. Nach zähen Verhandlungen startete Österreich mit einer ÖVP-SPÖ-NEOS-Bundesregierung ins Jahr, die sofort von der Realität eingeholt wurde: Ein Budgetdefizit weit über den EU-Vorgaben zwang zum Sparen. „Budgetsanierung“ wurde zum Unwort des Jahres.

Doch inmitten dieser Sparzwänge und einer anhaltenden Rezession gelang es dem Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB), dessen Vizepräsidentin Korinna Schumann im März zur Sozialministerin aufstieg, wesentliche Schutzmauern für die Beschäftigten einzuziehen.

Mehr Transparenz bei Arbeitszeiten

Ab 2026 müssen Arbeitgeber bei der Anmeldung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Sozialversicherung auch angeben, wie viele Stunden pro Woche gearbeitet werden.

Das sorgt für mehr Transparenz: Beschäftigte können besser nachvollziehen, wie viele Stunden sie offiziell angestellt sind und wie ihr Lohn/Gehalt und andere Ansprüche berechnet werden – ein wichtiger Schritt gegen Unterbezahlung.

Neue Regeln für freie Dienstnehmerinnen und Dienstnehmer

Ab 2026 können Kollektivverträge auch für freie Dienstnehmerinnen und Dienstnehmer abgeschlossen werden.

Damit werden Möglichkeiten geschaffen, Mindeststandards bei Entgelt, Anspruch auf Mindeststundensätze, Entgeltfortzahlungen im Krankenfall oder Aufwandersatz zu regeln.

Kundgebung am Tag der Pflege (12. Mai) in Graz ÖGB Steiermark

Pflege ist Schwerarbeit

Ein jahrelanger Kampf der Gewerkschaften wurde 2025 endlich gewonnen: Ab dem 1. Jänner 2026 wird Pflegearbeit gesetzlich als Schwerarbeit anerkannt. Das bedeutet, Pflegekräfte können unter bestimmten Voraussetzungen bereits mit 60 Jahren in Pension gehen.

ILO 190 – Beseitigung von Gewalt und Belästigung in der Arbeitswelt

Das ILO-Übereinkommen 190 zur Beseitigung von Gewalt und Belästigung in der Arbeitswelt ist seit dem 11. September 2025 auch in Österreich in Kraft. Es definiert erstmals verbindliche Standards, um Gewalt – sei sie physisch, psychisch oder sexuell bedingt – am Arbeitsplatz zu verhindern und Betroffene effektiv zu schützen. Dabei wird der Begriff der „Arbeitswelt“ weit gefasst und schließt auch Arbeitswege, Dienstreisen sowie digitale Kommunikation mit ein. 

Die Allianz Lohntransparenz NEU präsentierte die EU-Richtlinie zur Lohntransparenz bei einer Pressekonferenz am 30. Oktober 2025. Von links nach rechts gf. ÖGB-Vizepräsidentin Christa Hörmann, Geschäftsführerin Frauen- und Mädchenberatungsstellen Sophie Hansal, Leiterin der AK-Abteilung Frauen- und Geschlechterpolitik Eva-Maria Burger, Generalsekretär des österreichischen Städtebunds Thomas Weininger. LISI SPECHT

Umsetzung der EU-Richtlinie zur Lohntransparenz ab Juli 2026

Mit Juni 2026 haben alle Beschäftigten das Recht zu erfahren, was ihr Unternehmen für vergleichbare Tätigkeiten zahlt. Beschäftigte dürfen dann offen über ihr Einkommen sprechen - es gibt keine Verschwiegenheitsklauseln mehr. Zudem müssen Unternehmen künftig Unterschiede in der Bezahlung erklären. Mehr Infos gibt es hier: EU-Richtlinie zur Lohntransparenz

Neue Regeln für die Pension

Die Debatte um eine Erhöhung des Pensionsantrittsalters auf 67 oder gar 70 Jahre wurde vom ÖGB erfolgreich abgewehrt. Stattdessen setzt man auf flexible Übergänge, um ältere Menschen länger gesund im Job zu halten:

  • Teilpension: Ältere Beschäftigte können ihre Arbeitszeit künftig um 25 bis 75 Prozent reduzieren und erhalten einen Lohnausgleich. 
  • Korridorpension: Hier steigen Antrittsalter und Versicherungszeiten leicht an, um das System zu stabilisieren.
Sozialministerin Korinna Schumann bei der Pressekonferenz zur Vorstellung der Hitzeschutzverordnung am 31. Juli 2025 Julius Schwestka, GBH

Hitzeschutz

Der ÖGB forderte seit Jahren eine Hitzeschutzverordnung, die verbindliche Regeln für Arbeiten im Freien festlegt. Ab 30 Grad Celsius sind Arbeitgeber ab 1. Jänner 2026 verpflichtet, konkrete Schutzmaßnahmen zu ergreifen, deren Einhaltung auch durch das Arbeitsinspektorat kontrolliert werden darf. Es fehlen allerdings noch spürbare Sanktionen.  

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Das Wichtigste auf einen Blick

Ein Blick nach Brüssel 

EU-Betriebsräte 

Am 9. Oktober 2025 stimmte das EU-Parlament für eine Stärkung der Europäischen Betriebsräte. Das bringt Millionen Beschäftigten in multinationalen Konzernen endlich mehr Mitsprache über Ländergrenzen hinweg.  

Mindestlohnrichtlinie 

Im November bestätigte der Europäische Gerichtshof die Gültigkeit der EU-Mindestlohnrichtlinie im Wesentlichen. Auch wenn Österreich mit 98 Prozent Kollektivvertragsabdeckung hier bereits Weltmeister ist, begrüßt der ÖGB das Urteil ausdrücklich. Es sei ein notwendiger Schritt, um Lohnwettbewerb und Sozialdumping in Europa endlich einen Riegel vorzuschieben.

Im Jahr 2025 demonstrierten und streikten die Beschäftigten in der Sozialwirtschaft mehrmals für einen fairen Kollektivvertragsabschluss GPA

Der Kampf um die Kaufkraft 

Die Teuerung blieb auch 2025 das bestimmende Thema. Die Gewerkschaften gingen mit einer klaren Mission in die Lohnrunden: Die Kaufkraft muss erhalten bleiben. Arbeitgeber forderten hingegen Nulllohnrunden, Lohnzurückhaltung und sogar Lohnreduzierungen. 

Das Ergebnis waren stabile Abschlüsse um den Wert der rollierenden Inflation. In der Metallindustrie einigte man sich in einem „Krisenabschluss“ auf moderate Erhöhungen, ergänzt durch eine steuerfreie Prämie von 1.000 Euro. 

Bei den Buslenkerinnen und Buslenkern musste allerdings gestreikt werden, um faire Löhne durchzusetzen. Die Beschäftigten in der Sozialwirtschaft streikten mehrmals. Noch gibt es keinen Abschluss. Es wird im Jänner 2026 weiterverhandelt.

Am 25. November 2025 demonstrierten rund 10.000 Menschen gegen die geplante Streichung des Pflegebonus in Salzburg Bernhard Rieger, AK Salzburg

Aufschnüren von bestehenden Gehalts- und Lohnabschlüssen 

Aufgrund der strikten Sparvorgaben im Bund wurde der eigentlich bis 2026 geltende Abschluss im Öffentlichen Dienst wieder aufgeschnürt und neu verhandelt. Auch im Handel musste der laufende Zweijahresvertrag neu verhandelt werden, da die Inflation die vereinbarte Sicherheitsschwelle von drei Prozent überschritten hatte.  

Die Salzburger ÖVP-FPÖ-Landesregierung verabschiedete ein umfassendes Sparpaket, das auch vorsah, dass bereits ausverhandelte Gehaltsschema rückgängig zu machen und den Pflegebonus nicht mehr auszubezahlen. Die Gewerkschaften antworteten mit mächtigen Demonstrationen und einer von 82.000 Menschen unterschriebenen Petition. Die Koalition verschob die Entscheidung auf Juli 2026. 

Am 7. Oktober versammelten sich Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter aus der ganzen Welt, um für menschenwürdige Arbeit zu demonstrieren Roland de Roo, ÖGB

Proteste

Neben Betriebsversammlungen, Demonstrationen und Streiks für Kollektivvertragsabschlüsse fanden auch andere Proteste statt. Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter aus ganz Europa versammelten sich im Oktober zu einem Flashmob für menschenwürdige Arbeit. Die Fahrradbotinnen und Fahrradboten demonstrierten gegen Massenkündigungen beim Essenszusteller Lieferando. Die ÖGJ setzte bei der Kundgebung „Extrem! Daneben“ ein deutliches Zeichen gegen alle Formen des Extremismus.

Nach jahrelangen Verhandlungen ist es gelungen die Mietbremse durchzusetzen Roland de Roo, ÖGB

Was sich 2026 ändert: Ein Ausblick 

Das Jahr 2025 hat die gesetzliche Basis für viele Änderungen gelegt, die ab kommendem Jahr greifen:

  • Arbeitslosengeld: Die Zuverdienstmöglichkeiten während der Arbeitslosigkeit werden eingeschränkt, um den vollen Wiedereinstieg zu fördern. Ausnahmen gelten für Ältere und Langzeitarbeitslose. 
  • Mietpreisbremse: Mietverträge müssen künftig (mit Ausnahmen) mindestens fünf Jahre laufen, und Mieterhöhungen werden gedeckelt. 
  • Weiterbildungszeit statt Bildungskarenz:  Ab 1. Jänner ersetzt die Weiterbildungszeit die Bildungskarenz. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssen künftig mindestens 12 Monate beim aktuellen Arbeitgeber gearbeitet haben und die Bildungsmaßnahme sowie ihren Erfolg dokumentieren. Arbeitgeber müssen zuzahlen. Die Weiterbildungszeit kann nicht mehr nach der Elternkarenz genutzt werden. 
  • Trinkgeldpauschale: Ab 1. Jänner 2026 tritt eine neue Regelung zur Trinkgeldpauschale in Kraft, die vor allem Beschäftigten in der Gastronomie und Hotellerie mehr soziale Sicherheit bietet.
Am 1. April 2025 demonstrierten die Fahrradbotinnen und -boten gegen ihre Kündigungen.. Roland de Roo, ÖGB

Die offenen Baustellen 

Im Jahr 2025 blieb auch einiges unerledigt.  

  • Vermögenssteuer: Angesichts der Budgetkrise fordert Wolfgang Katzian weiterhin vehement einen Beitrag der Superreichen. „Das betrifft nicht das Haus der Oma“, so der ÖGB-Präsident, sondern Vermögen ab einer Million Euro. 
  • „Zwischenparken“: Dass Firmen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in flauen Zeiten zum AMS schicken und kurz darauf wieder einstellen, kostet den Steuerzahler und der Steuerzahlerin bis zu 700 Millionen Euro jährlich. Hier fehlen wirksame Maßnahmen und Sanktionen dagegen. 
  • Sicherheitsbranche: Das geforderte Sicherheitsdienstleistungsgesetz lässt weiter auf sich warten, obwohl die Zustände in der Bewachungsbranche prekär sind. 
  • Pflegepersonal: Angesichts des akuten Pflegenotstands fordert der ÖGB eine sofortige Entlastung des Pflegepersonals durch bundesweit verbindliche Personalschlüssel, spürbare Gehaltserhöhungen und Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich.
Am 29. Oktober 2025 verkleideten sich die niederösterreichischen Gewerkschaftsfrauen als Männer, um so auf den Gender Pay Gap aufmerksam zu machen. ÖGB Niederösterreich

 

  • Gender Pay Gap: Der ÖGB fordert zur Schließung der Einkommenslücke flächendeckend kostenlose Kinderbetreuungseinrichtungen ab dem ersten Lebensjahr des Kindes, die höhere finanzielle Bewertung typischer Frauenberufe und eine gerechtere Aufteilung der Care-Arbeit.  
  • Gender Pension Gap: Zur Schließung des Gaps fordert der ÖGB alle Maßnahmen zu setzen, um Frauen aus der Teilzeit-Falle zu befreien und eine bessere Abgeltung für Kinderziehungs- und Pflegezeiten im Pensionskonto.  
  • Plattformarbeit: Die EU-Richtlinie zur Plattformarbeit ist bis Ende 2025 nicht in nationales Recht umgesetzt worden. Die sogenannte Beweislastumkehr soll sicherstellen, dass nicht mehr Plattformarbeiterinnen und –arbeiter nachweisen müssen, dass sie angestellt sind. Der Beweis, dass sie tatsächlich freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind, muss vom Plattformbetreiber kommen. 
Sonja Föger-Kalchschmied ist als erste Frau seit 1. Jänner 2025 gf. Landesvorsitzende in Tirol Halbwirth

Gute Nachrichten zum Schluss

Mit Jahresende 2024 zählte der ÖGB 1.208.009 Mitglieder. Die meisten neuen Gewerkschaftsmitglieder traten den Gewerkschaften GPA, GÖD, younion und vida bei. In Tirol und Vorarlberg erreichte der ÖGB den Höchststand an Mitgliedern seit 20 Jahren und in Salzburg setzte sich der Trend der letzten Jahre fort. Die Gewerkschaft wuchs, wurde jünger und stärker. 

Laura Zandonella ist seit November 2025 als erste Frau PRO-GE-Bundesjugendvorsitzende PRO-GE

Die Bewegung wurde weiblicher: Mit Laura Zandonella steht erstmals eine Frau an der Spitze der PRO-GE Jugend und mit Sarah Popernitsch in der young younion.  Mit Sonja Föger-Kalchschmied als gf. Vorsitzende des ÖGB Tirol steht ebenfalls eine Frau erstmals an der Spitze der Landesorganisation. 

Fazit: 2025 war kein einfaches Jahr. Doch es zeigte sich: Gerade in Krisenzeiten braucht es starke Interessenvertretungen, um soziale Kälte zu verhindern und faire Regeln für die Zukunft der Arbeit zu schaffen.